urbanunculus glacies

2006; Installation; Gips, Kühlsystem; ca. 3,0m/3,0m

Das Stadtmodell aus Gips zeigt einen Ausschnitt aus dem Kerngebiet von München. Ein “Gletscher” aus echtem Eis überwächst den größten Teil der Stadtfläche. Durch ein Kühlaggregat wird die Eismasse erhalten.


Auszug aus einem Artikel von Maria Graschberger aus dem Online Magazin der Kunstwissenschaftlichen Fakultäten der LMU München: www.kunst-im-kontext.de
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Eine Arbeit, die einen gleich zu Beginn (der Ausstellung) staunen macht, ist der „Urbanunculus glacies“ von Florian Froese-Peeck.
Jeder kennt die Sandtnerschen Stadtmodelle im Bayerischen Nationalmuseum; diese detailgetreuen, niedlichen Miniaturnachformungen bayerischer Städte aus dem 16. Jahrhundert, Ausdruck herrschaftlichen Machtbewusstseins des Regenten. - Anhand von Daten des Landesvermessungsamtes und auch unter Zuhilfenahme von Google Earth hat Froese-Peeck ein zeitgenössisches Stadtmodell Münchens aus Dentalgips angefertigt. Jedoch ist der Großteil der Stadt mit einer dicken Eisschicht überzogen, so als hätte sich ein Gletscher über sie gelegt, nur die zwei Türme der Frauenkirche ragen hervor. Damit dieser Gletscher nicht schmilzt, sitzen unter den vereisten Stellen Kälteleitungen durch die –10° kalte Flüssigkeit läuft, zwei Kühlmaschinen braucht es dafür auch.
Dem „Urbanunculus glacies“ kann man sich auf verschiedenen Ebenen nähern: Erstmal zurück in die Vergangenheit: Vor einigen tausend Jahren lag München wirklich im Gletschergebiet des Alpenvorlandes. Deshalb ist sein Umland auch so reich an Seen und fruchtbaren Böden, von denen wir heute noch profitieren.
In Zeiten der aufgeheizten Klimadebatte, lässt uns die Vision einer von Naturgewalten besiegten Stadt natürlich auch an bevorstehende, vom Menschen verursachte Katastrophen denken: München unter einer Eisdecke begraben! - Ein ziemlich schockierendes Bild für dessen Einwohner, die ja doch in einem von vielen Unannehmlichkeiten abgeschotteten Paradies zu leben scheinen.
Die dritte Herangehensweise bezieht sich auf ein Gefühl, das man in der ‚Weltstadt mit Herz’ leider nicht ganz los wird: nämlich, dass München oft recht eingefroren wirkt, in dem Sinn, dass man hier nicht so offen für Veränderungen ist, wie an anderen Orten. Der Konservatismus Münchens ist also gut mit der konservierenden Funktion von Eis gleichzusetzen. Florian Froese-Peeck beobachtet treffend: “Eigentlich sind ja alle recht zufrieden und beklagen nur manchmal den Eindruck des Stillstandes der immer entsteht.” Er gesteht der Stadt aber auch noch mehr Potenzial zu: “München entzieht sich aber doch immer allen Klischees und findet in sich immer das Gegenteil dessen, was man über die Stadt behauptet. Gerade das Konservierende des Eises im Kontrast zu dem Horrorszenario des Gletschers ist die Schizophrenie, die in jedem München steckt.”

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